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Stürvis

EIN VERSCHWUNDENES BÜNDNERDORF — DIE WALSER AUF STÜRVIS, GUSCHA, VATSCHERINERBERG, ROFELS UND BOVEL

Fortunat Ruffner, Maienfeld

Stürvis und Guscha bildeten zusammen mit Vatscherinerberg, Rofels und Bovel die Walsergemeinde „Berg“ — alle auf heutigem Territorium von Maienfeld.

Stürvis
 
Die Siedlung Stürvis liegt auf 1600 m Ü.M. und wurde im frühen 14. Jahrhundert besiedelt Erwähnt wurde Stürvis erstmals im Jahr 1333. Der Name Stürvis steht ohne Zweifel in einer Beziehung zu der gleichnamigen Berggemeinde Stierva/Stürvis oberhalb Tiefencastel, im ehemaligen Herrschaftsbereich der Freiherren von Vaz. Walter der V. dieses Feudalherrengeschlechts war der Begründer der Walserkolonie Davos.

Stürvis liegt in einem entlegenen Tal, das ins Prättigau mündet. Es ist von Maienfeld über den Kamm (ca. 2000 m ü. M.) in einem 4-5-stündigen Fussmarsch erreichbar. Von der Gemeinde Seewis im Prättigau erreicht man Stürvis ebenfalls nach einem mehrstündigen Fussmarsch. Im Winter ist die Siedlung von der Aussenwelt abgeschnitten.

Zur Zeit der Einwanderung der Walser von Davos nach Stürvis waren die Ritter von Aspenmont Grundherren und Inhaber des Hochgerichts Maienfeld. Weitere Zuwanderer dürfen auch aus anderen Walsersiedlungen erfolgt sein. Direkt aus dem Wallis sind die Geschlechter Juon und Boner eingewandert.

Die Siedlung bestand aus ca. 50 Gebäulichkeiten (Häuser und Ställe) mit etwa 100 Einwohnern. Bekannte Namen von Stürvis waren u.a. Juon, Rhiner, Änderli, Walser, Mutzner, Boner, Nigg, Battänier, Senti.

Kirchlich gehörte Stürvis zu Maienfeld. Der Walsergemeinde Berg wurde die Kirche auf der St. Luzisteig zugewiesen, denn in der Kirche zu Maienfeld wurde bis ins 15. Jahrhundert auf Romanisch gepredigt. Das Rathaus der Gemeinde Berg; war in Rofels.

Das Leben in Stürvis war wegen der Abgeschiedenheit sehr hart. Schon im Jahre 1351 wanderten die ersten Familien nach Ebnit bei Götzis im Vorarlberg aus: Hans von Stürvis und die zwei Brüder Jakob und Hans Rhiner. Sie erhielten vom Augustinerkloster Ebnit ein Erblehen.

Wegen der Abgeschiedenheit halten die Stürviser eine eigene Kapelle, die dem heiligen Nikolaus geweiht war. Die Lichlegi war aber auf der St. Luzisteig, ausser in den Pestjahren 1629/30. An hohen Feiertagen kamen sie jedoch auf die St. Luzisteig zum Gottesdienst.

Bereits 1529 war der Glaubenswechsel in der Region vollzogen. Auch die Stüviser hatten sich dem neuen Glauben angeschlossen.

Stürvis hatte viele Schicksalsjahre zu beklagen. Im Jahre 1499, während des Schwabenkrieges, wurde Stürvis Opfer eines Raubzugs über den Rätikon, bei dem alle Häuser und Ställe verbrannt und das Vieh geraubt wurden. Auch 1622, während des 30-jährigen Krieges, wurden 170 Kühe und Rinder sowie Schweine gestohlen. Im Gegenzug konnten die Stürviser in der Triesner Alp wieder 125 Stück Vieh zurückholen.

Die Abwanderung nahm ihren Lauf. Immer mehr Einwohner verkauften ihre Güter der Stadt Maienfeld und erhielten dafür das Bürgerrecht, welches sehr begeirt war. Die Abwanderer liessen sich hauptsächlich in den Walsersiedlungen Rofels und Bovel nieder.

Nachdem 1629 und 1630 auch in Stürvis die Pest wütete, schien das Schicksal der Walsersiedlung besiegelt. Es verblieb nur noch das Geschwisterpaar Mutzner. Stürvis wurde 1629 aufgelöst und die Siedlungen Vatscherinerberg, Rofels und Bovel 1633 in die Stadt Maienfeld aufgenommen.


Quellen

Kuoni, Jakob:

Maienfeld, St. Luzisteig; und die Walser. Bad Ragaz: Ragaz AG 1921 [Reprint Chur: Gasser AG 1990].

Mooser, Anton:

Ein verschwundenes Bündnerdorf. Die freien Walser auf Stürfis, Vatscherinerberg, Rofels und Guscha (Mutzen). Bündner Monatsblatt 4/1915

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